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Mendelsche Gesetze - Begriffe der
Vererbungslehre |
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Gregor Mendel
- Johann Mendel (der Vorname Gregor
wurde im nach seinem Eintritt ins Kloster verliehen) geb. *
1822 in Heinzendorf (im deutschen Teil des damals
österreichischen Schlesiens), † 1884, seit 1843 Mönch
(Augustiner) und Abt in Brünn, entdeckte 1865
die nach ihm benannten Mendelschen Gesetze indem er
systematisch Kreuzungsversuche mit Erbsen und Bohnen
durchführte. In 8 Jahren führte er dazu 355 künstliche
Befruchtungen durch, zog 12 980 Nachkommen heran und
untersuchte dazu etwa 350000 Erbsensamen.
1. Mendelsche
Gesetz (Uniformitätsgesetz)
- Kreuzt man reinerbige (homozygote)
Individuen, die sich in einem Allelpaar unterscheiden, so
sind alle Nachkommen (Bastarde) der 1. Tochtergeneration
untereinander gleich (uniform).
2. Mendelsche
Gesetz (Spaltungsgesetz)
Kreuzt man mischerbige (heterozygote)
Individuen der F1- Generation (Bastarde), so sind
die Nachkommen der 2. Tochtergeneration (F2)
nicht gleich, sondern spalten sich nach bestimmten
Zahlenverhältnissen auf.
3. Mendelsche
Gesetz (Unabhängigkeitsgesetz)
- Kreuzt man reinerbige (homozygote)
Individuen, die sich in 2 oder mehreren Allelpaaren
voneinander unterscheiden, so werden die einzelnen Allele
unabhängig voneinander vererbt. Es kann dabei zu einer
Neukombination der Erbanlagen kommen.
- Einschränkung: Die
verschiedenen Gene müssen sich auf unterschiedlichen
Chromosomen befinden, da sie sonst gekoppelt vererbt werden
könnten.
Begriffe
- homozygot (reinerbig) -
die beiden Allele für die Ausbildung eines Merkmals auf
den homologen Chromosomen sind gleich
- heterozygot (mischerbig) -
die beiden Allele für die Ausbildung eines Merkmals auf
den homologen Chromosomen sind unterschiedlich
- Allele - sind die
verschiedenen Zustandsformen eines Gens, sie liegen in
homologen Chromosomen an gleicher Stelle
- dominant - vorherrschend,
Eigenschaft eines Alles sich bei der Merkmalsausbildung
durchzusetzen
- rezessiv - zurückweichend,
unterdrückt
- intermediär - dazwischen
- dominant - rezessiver Erbgang
- nur eines der beiden Allele (dominantes oder
rezessives) bestimmt die Merkmalsausbildung bei
Mischerbigkeit
- intermediärer Erbgang -
beide Allele beeinflussen die Merkmalsausbildung bei
mischerbigen Organismen, der Phänotyp der Heterozygoten
liegt zwischen denen der homozygoten Eltern
- Bastard - Nachkomme,
Abkömmling
- monohybrid - Erbgang, bei
dem sich die Individuen nur in einem Merkmal
unterscheiden
- dihybrid (entspr. trihybid,
polyhybrid) - Erbgang, bei dem sich die Individuen in 2
(3 oder vielen) Merkmalen unterscheiden
- Parentalgeneration -
Elterngeneration
- Filialgeneration -
Tochtergeneration
- Genotyp - Gesamtheit aller
Gene (das ist das Innere Erbbild oder die Summe aller
Erbanlagen)
- Phänotyp -
Erscheinungsbild eines Organismus (das äussere
Erscheinungsbild)
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Feinbau der Chromosomen
Allgemeines
- Bei jeder Zellteilung und
Befruchtung erfolgt die Weitergabe der Erbinformation.
- Die Zellteilung kernhaltiger
Zellen ist meist mit Kernteilungsprozessen verknüpft.
- Während die Erbanlagen in den
Plastiden und Mitochondrien nur mehr oder weniger
gleichmäßig auf die Tochterzellen verteilt werden,
erfolgt die Weitergabe der Erbinformation des Zellkerns
mit großer Präzision bei der Kernteilung.
Dabei werden aus dem Chromatin des Zellkerns fädige
Strukturen, die Chromosomen, sichtbar.
- Nach der Art der Verteilung der
Chromosomen wird zwischen der Mitose und der Meiose
unterschieden.
Historisches
Durch den Vergleich
der Ergebnisse aus Kreuzungsexperimenten und Zellforschung
kam man zu der Schlussfolgerung, dass die Chromosomen die
Träger der Erbinformation sind (Chromosomentheorie der
Vererbung von BOVERI und SUTTON 1905)
Entdeckt waren die
Chromosomen bereits um 1850 als gut färbbare Körperchen
(Namengebung = Chromosomen; von chroma, griech..: Farbe und
soma, griech.: Körper) - innerhalb des Zellkerns von Tieren
und Pflanzen während der Zellteilung (Metaphase der Mitose)
Chromosomen
- Chromosomen bestehen chemisch aus
Eiweißen und Nucleinsäuren.
- Sie enthalten in der DNA die Gene für die
Ausbildung von Merkmalen.
- Chromosomen unterliegen einem typischen
Formenwechsel.
- während der Zellteilung
existieren sie als mikroskopisch sichtbare
"Transportform"
- während der Ruhephase des
Zellkerns (Interphase) lösen sie ihre Struktur
auf, die DNA liegt wieder als nicht sichtbare
"Funktionsform" vor
- In ihrer "Transportform"
bestehen die Chromosomen morphologisch aus
jeweils zwei Längsstrukturen, den Chromatiden,
die am Zentromer zusammengehalten werden.
-
Bau
-
Chromosomensatz
Der
Chromosomensatz ist die Gesamtheit aller
Chromosomen in der Zelle.
Anzahl und Form der Chromosomen in jeder
Zelle eines Organismus sind artspezifisch. |
-
Homologe Chromosomen sind
paarweise auftretende Chromosomen, meist in gleicher
Form und gleicher Größe, von denen jeweils eins vom
väterlicher, eins von mütterlicher Seite stammt.
Mit Ausnahme der Geschlechtschromosomen haben sie den
jeweils gleichen Genbestand.
-
Diploider Chromosomensatz
Die Chromosomen einer Zelle liegen
paarweise vor.
Die Körperzellen der meisten Organismen enthalten einen
doppelten Chromosomensatz, sie sind diploid (2n).
-
Haploider Chromosomensatz
Die Chromosomen einer Zelle liegen
einzeln (einfach) vor.
Die Keimzellen von Organismen haben in der Regel einen
einfachen Chromosomensatz, sie sind habloid (n).
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Was ist ein Gen?
1.
Historischer Rückblick
- Mendel folgerte aus seinen
Kreuzungsversuchen mit Erbsen, dass für die Weitergabe
von Merkmalen Erbfaktoren verantwortlich seien
- um 1900 wurden die Chromosomen
als Träger der Erbanlagen identifiziert
- 1909 wurden die Begriffe Gen,
Genotyp und Phänotyp eingeführt
- bei Untersuchungen an der
Drosophila zog MORGAN den Schluss, dass ein Gen ein
kleiner Teil eines Chromosoms ist:
Ein-Gen-ein-Enzym-Hypothese
- Die Molekularbiologie schließlich
definierte ein Gen als einen DNA-Abschnitt, der die
Aminosäuresequenz einer Polypeptidkette codiert
- Heute kennt man gestückelte Gene,
die in Introns und Exons vorliegen
- Außerdem gibt es spezifische
Anfangs- und Endsequenzen, die nicht in eine
Aminosäuresequenz übersetzt werden
- Schließlich wird auch mRNA und
tRNA genetisch codiert
Ein Gen gilt daher heute als eine
Kombination von DNA-Abschnitten, die zusammen die
Information für ein spezifisches Genprodukt codieren.
Beim Genprodukt kann es sich entweder um ein:
-
Polypeptid oder um ein
-
RNA-Molekül handeln.
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2.
Regulation der Genaktivität
Begriffe:
- Genkarten: sind durch
Experimente gewonnene Lagepläne der Gene auf einem
Chromosom.
- Genpool: Gesamtheit
der Gene in den Gameten einer Population.
- Puff: ist ein
zeitweilig aufgeblähter Chromosomenabschnitt in
bestimmten Zellen (von Insekten) mit zeitlich
begrenzter hoher genetischer Aktivität. In diesen
Bereichen sind die DNA-Stränge aufgelockert, und an
den dort befindlichen Genen findet die Transkription
statt.
- Genaktivität: Die
Regulation der jeweiligen Aktivität der einzelnen
Gene ist bedeutsam für die Entwicklung eines
Organismus, damit die erforderlichen Eiweiße zum
richtigen Zeitpunkt und in der benötigten Menge zur
Verfügung stehen. Die verschiedenen Funktionen einer
Zelle unterliegen Regelmechanismen, die die
Aktivität der verschiedenen Gene steuern (z. B. bei
Differenzierungsprozessen)
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Mutationen
Begriff
-
Sind sprunghaft auftretende
Veränderung der Erbinformation in Körperzellen
(somatische Mutation) oder Keimzellen, die vererbbar
ist.
Diese Veränderung prägt sich phänotypisch
unterschiedlich stark aus.
Die durch eine Mutation verursachte Merkmalsänderung
kann rezessiv sein und bei Individuen mit diploiden
Chromosomensatz im Erscheinungsbild ohne sichtbare
Auswirkung bleiben.
Formen
- Mutationen in Körperzellen
werden bei der Mitose an alle folgenden Zellgenerationen
weitervererbt. Ein solches Individuum hat dann neben Zellen
mit dem Ausgangsgenotyp auch solche mit der Mutation. Der
Umfang der Veränderung des Individuums hängt von dem
Entwicklungsstadium ab, in dem die Mutation aufgetreten ist.
- Mutationen in Keimzellen
wirken sich auf das ganze, sich aus der befruchteten Eizelle
entwickelnde Individuum aus. Durch die Mitosen während der
Individualentwicklung wird die veränderte Erbinformation auf
alle Körperzellen übertragen und bei der Fortpflanzung auf
die Nachkommen vererbt.
- Mutationen außerhalb des
Zellkerns: Veränderungen der DNA in Plastiden und
Mitochondrien. Sie äußern sich in Funktionsstörungen der
Plastiden oder in komplexen Störungen des Organismus (z.B.
Auftreten panaschierter Blätter, Atmungsdefekte).
Mutante:
- Eine Mutante ist ein durch Mutation
verändertes Individuum.
Mutagene
- sind Faktoren, die die Mutationen
auslösen (z.B. physikalische Einflüsse, chemische Stoffe).
Mutagene wirken nicht zielgerichtet.
Beispiele für
Mutagene
- radioaktive Strahlung,
Röntgenstrahlen, UV-Strahlen
- Temperatur, hohe Temperaturen,
Kälteschocks
- Gifte (Colchizin, Nikotin)
- anorganische Gase Säuren
- Industrieabgase ...
Mutationsauslösung
- Spontane M. - treten unter
normalen Lebensumständen auf, ohne, dass eine äußere Ursache
dafür ersichtlich ist
- Induzierte M. - treten gewollt nach
Einwirkung verschiedener Mutagene auf
Mutationstypen
- Genmutationen (Veränderungen der
Erbinformation eines Gens)
- Chromosomenmutationen (Veränderungen
an Chromosomen, die mehrere Gene betreffen, z. B.
Chromosomenbrüche - führen zum Strukturumbau der
Chromosomen)
- Genommutationen (Veränderungen im
Chromosomenbestand; häufig auf Störungen des
Kernspindelapparates zurückzuführen)
Mutationsrate
Häufigkeit mit der
ein einzelnes Gen mutiert wird.
Reparatur von
Mutationen
- Da spontane Mutationen relativ häufig
sind und in jeder Zelle auftreten können, werden sie durch
spezifische Enzyme zum großen Teil repariert. Dabei werden
fehlerhaft Strukturen der DNA herausgeschnitten und durch
eine neue Basenpaarung ersetzt.
Bedeutung von
Mutationen
- Sie können:
- nachteilig (meistens)
- indifferent (selten)
- vorteilhaft (Ausnahmen) sein
Bedeutung von
Mutationen
- erhöhen die Variabilität einer
Population
- sind eine Grundlage der Evolution
- sind häufig Ursache für Krankheiten
und Fehlbildungen
- sind für die Pflanzenzüchtung von
Bedeutung
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